Münzfund
Spanische Münzen in Brandenburg
Ein frühneuzeitlicher Münzfund in einem Brandenburgischen Dorf
Autorin: Alina Pilz M.A. M.Sc.
Bei einer bauvorbereitenden archäologischen Grabung in einem brandenburgischen Dorf im Juni 2024 wurden auf einer Hofstelle mehrphasige Besiedlungsstrukturen, Pfostenstandspuren, Gruben und Brandspuren sowie begleitende Funde entdeckt und dokumentiert. Die Funde reichen von vorgeschichtlichen Silex-Abschlägen und Scherben in entsprechenden Gruben und Feuerstellen über mittelalterliche Fundamentreste, Ofenkacheln, Brandschutt und Keramikscherben bis hin zu umfangreichen früh- und neuzeitlichen Dachziegeln in massiven Brandschichten von Bebauungen sowie diverse Keramikfunden.
Unweit einer bereits freigelegten eisenzeitlichen Grube und einer verbrannten, wohl mittelalterlichen, Wandstruktur wurde bei dem Herstellen des Planums mit dem Bagger der obere Rand eines Keramikgefäßes angeschnitten, wobei eine Scherbe abbrach und hinunter in den Sand fiel.


Abb. 1 und Abb. 2 Position des Henkeltopfes im Planum in situ, Juni 2024. Bildrechte: Büro für DOKUMENTATION & DENKMALpflege Bad Belzig, Amir Besirovic.
Beim anschließenden händischen Freipräparieren des nur ca. 50 cm unter der heutigen Geländeoberkante stehenden Gefäßes zeigte sich der erstaunliche gute und vollständige Erhaltungszustand. Ungewöhnlich ist, dass der Fund nicht innerhalb einer sorgfältig ausgehobenen oder sich abgrenzende Grube lag. Nachfolgend wurde der Topf in situ fotografiert und dokumentiert sowie der Fund eingemessen und anschließend geborgen.


Abb. 3 und Abb. 4 Freipräparierter Henkeltopf in situ mit freigelegtem Inhalt, Juni 2024. Bildrechte: Büro für DOKUMENTATION & DENKMALpflege Bad Belzig, Amir Besirovic.
Der Henkeltopf aus Innen und am äußeren oberen Rand braun glasierter Irden- oder Hafnerware aus hellgelbem Scherben ist ca. 13,5 cm hoch und wiegt ca. 2,8 kg.
Die gerillte, bauchige Wandung des auf der Drehscheibe hergestellten Topfes weist einen maximalen Umfang von ca. 38 cm auf und verjüngt sich zum flachen Standfuß auf einen Durchmesser von ca. 19 cm. Oberhalb schließt der Topf mit einer deutlichen Kehle und einem für das 16. und 17. Jahrhundert üblichen Karniesrand ab, die Wandstärke in der ca. 10 cm weiten Öffnung beträgt ca. 2-3 mm.
Nach dem Entfernen der hereingedrückten oberen Erde wurde sichtbar, dass in dem Topf mehrere kleine korrodierte Metallgegenstände lagen, worunter eine grün angelaufene Münze erkennbar war. Bei den drei oberen, frei aufliegenden Metallteilen handelt es sich zum einen um ein ca. 4 x 5 cm großes Stück einer Schnalle sowie zum anderen um ein vermutlich in zwei Stücke zerfallenes Messer, bestehend aus Klinge und Griffstück.

Abb. 5 Detailaufnahme der urspr. oben aufliegenden Metallteile, Juni 2024. Bildrechte: Büro für DOKUMENTATION & DENKMALpflege Bad Belzig, Amir Besirovic.
Die oben aufliegenden Metallteile wurden geborgen und wegen der begrenzten Haltbarkeit gesondert gelagert, so konnte die darunterliegende Silbermünze mit Grünspan in ihrer Lage genauer untersucht werden.
Erkenntlich wurde dabei auch, dass sich an der Gefäßinnenwandung, und in kleinen Teilen auch über dem Inhalt, Reste eines grobstrukturierten textilen Gewebes erhalten haben und die Münzen wohl ursprünglich in einem Beutel in den Topf gelegten wurden.


Abb. 6 und Abb. 7 Detailaufnahme des Henkeltopfes ohne den beigegebenem Messer und Schnalle. Sichtbar sind das textile Gewebe und die große Silbermünze, Juni 2024. Bildrechte: Büro für DOKUMENTATION & DENKMALpflege Bad Belzig, Amir Besirovic.
Die in ihrer Lage unveränderte Silbermünze wurde mit der Bildseite nach oben abgelegt und weist eine leicht unregelmäßige runde Form bei einem Durchmesser von ca. 40 mm auf und ist ca. 2 mm stark. Der Avers weist mittig ein bekröntes Burgunderkreuz mit Feuerstahl auf, flankiert von den Zahlen „16“ und „53“. Die umlaufende Beschriftung in Latein lautet: „PHIL · IIII · D · G · HISP · ET · INDIAR · REX“.
Nach der Recherche in einigen Numismatik-Katalogen konnte die Münze weiter bestimmt werden. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Patagon, welcher offenbar im Jahr 1653 unter Philipp IV., König von Spanien, Neapel, Sizilien, Spanische Niederlande sowie dem dazugehörigen Kolonialbesitz, in Antwerpen geprägt wurde. Die Münze müsste demnach auf dem Revers einen gekrönten Schild im Kragen des Goldenen Vlieses sowie eine weitere Beschriftung tragen, die ihn als Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund und Brabant etc. ausweisen.
Laut den Katalogen müsste diese Umlaufmünze ca. 28g wiegen. Aufgrund des Gesamtgewichtes des Henkeltopfes ist zu vermuten, dass dieses noch weitere Metallgegenstände oder etliche weitere Münzen dieser Art oder mit anderen Prägungen enthält.
Diese erste identifizierte Münze datiert somit eine Niederlegung des Gefäßes zumindest nach dem Prägungsjahr 1653. Es ist aber auch denkbar, dass sich in dem Topf noch weitere, ältere oder auch noch später geprägte Münzen befinden, die dann die Datierung weiter eingrenzen.
Nach den derzeitigen Erkenntnissen, die durch die archäologische Grabung sowie Recherchen der Literatur, Bild,- Karten- und Archivquellen gewonnen wurden, lässt sich vorerst kein Zusammenhang zwischen dem außergewöhnlichen Zufallsfund zu der bislang bekannten Ortsgeschichte, geschweige denn zu der ursprünglich unscheinbaren Hofstelle im Dorf erkennen.
Die Fundsituation, nur knapp einen halben Meter unterhalb der heutigen Geländeoberkante sowie ohne erkennbare Grube eingesetzt, lassen daher eine hastige Niederlegung bzw. Eingraben des Gefäßes mitsamt all der Habseligkeiten als Versteck vermuten, welches später, vermutlich nach einem Brand, einer Flucht oder gar Tod, nicht mehr geborgen werden konnte.
Zu klären wäre bei der weiteren Ausgrabung der Zusammenhang des Fundes mit der umgebenden Situation und den vorgefunden Bau- und Brandstrukturen. Womöglich wurde der Topf vor einem Brandereignis begraben und konnte anschließend nicht mehr geborgen werden.
Der Henkeltopf sowie alle zugehörigen Funde wurden mitsamt der Dokumentation an das BLDAM übergeben. Die restauratorische Untersuchung und Bestimmung des Inhaltes wird vom BLDAM vorgenommen.
Empfohlene Zitierweise:
Pilz, Alina: Spanische Münzen in Brandenburg. Ein frühneuzeitlicher Münzfund in einem Brandenburgischen Dorf. Publiziert am 29.07.2024, in: Blog des Büros für DOKUMENTATION & DENKMALpflege Bad Belzig, URL: http://www.denkmalpost.de (TT.MM.JJJJ).